Vor allem die berühmten Doppelkolben-Zweitaktmotoren begründeten den Ruf der Steirer. Weniger bekannt ist das letzte „echte“ Motorrad aus Graz Thondorf, die für damalige Zeiten mit einem hochmodernen Motor bestückte M 125. Als die M 125 1966 auf den Markt kam, hatten die Grazer schon 10 Jahre lang kein neues Straßenmotorrad mehr entwickelt. Mit dem modernen Einzylindermotor mit hartchrombeschichtetem Zylinder sowie dem grazilen Stahlrohrrahmen wandten sich die Konstrukteure endgültig ab vom Doppelkolben und dem aus Blech gepreßten Schalenrahmen.

Nur etwas über 10.000 Stück des kleinen Einzylinders wurden laut dem Puch- Buch von Fritz Ehn in den Jahren 1966 bis 1971 gefertigt, davon nur ca 1.700 “De Luxe”- Versionen, wie das hier vorgestellte Modell. Dementsprechend rar sind auch heute die Ersatzteile, doch Hermann Stöckl aus Korneuburg bei Wien hat mit seiner Firma RBO die meisten Teile auf Lager oder kann sie organisieren. Auch schon 1971 nicht mehr zeitgemäß war das klauengeschaltete Vierganggetriebe. Obwohl der mit einem Bohrungs/Hub Verhältnis von 55 zu 52 mm fast quadratisch ausgelegte Motor im unteren Drehzahlbereich relativ viel Kraft bietet, fehlt vor allem beim Sprung vom dritten auf den vierten Gang etwa bei Gegenwind oder auf leichten Steigungen der Anschluß. Etwa 100 km/h sind problemlos erreichbar, auch moderne 125er sind meist nicht viel schneller. Die Bremsen wurden von den letzten Doppelkolben- SV Modellen übernommen und haben mit dem Leichtgewicht kaum Probleme, eher schon die mit einem Federweg von 110 mm recht komfortable Gabel, deren dünne Standrohre sich bei Vollbremsungen jämmerlich biegen. Das Fahrwerk selbst ist recht stabil, interessanterweise rollt die M 125 auf schon wieder modischen 17 Zoll Rädern, deren Bereifung sehr schwer zu bekommen ist.

 


Die Ausstattung ist trotz der Bezeichnung “De Luxe” recht spartanisch, sie bezieht sich auf die Blinkanlage, das mittels eines einfachen Kippschalters zu betätigenden Standlichtes sowie einer Tachobeleuchtung. Gefallen konnten und können auch noch heute die langen Alu- Hebeln, die in Verbindung mit dem wahlweise erhältlichen flachen Lenker allerdings eine nicht gerade glückliche Verlegung der Bowdenzüge erfordern. Ein Rückspiegel wurde nach den Bildern auf zeitgenössischen Prospekten und in der Bedienungsanleitung offensichtlich vom Werk nicht geliefert. Im Reigen der damaligen Konkurrenz vor allem aus Japan wirkte die M 125 Anfang der 70er wie ein größeres Moped. Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, als die Grazer ihre erfolgreiche 50er Palette optisch der 125er so perfekt angepaßt hatten, daß auch für den Kenner nur mehr ein Blick auf dem Motor eine Unterscheidung möglich machte. Obwohl im Versuch bereits erfolgreich etwa eine Version mit 175 ccm und eine “verdoppelte” zweizylindrige 250er liefen, stellten die Grazer 1971 die Produktion ihres letzten Straßenmodells ein. Heute beginnt die kleine Puch langsam zuum Klassiker zu reifen, wenn auch die Mehrheit der Fans ein doppelkolbenmodell vorzieht. Die sind noch recht günstig, zwischen 1500 und 2000 Euro muss man für ein gutes Exemplar rechnen.

 

 

FahrzeugeMotorradPuchPuch M125 – Der letzte Mohikaner